Kerkyra (Korfu-Stadt) ist für mich eine der schönsten Inselmetropolen des Mittelmeers. Schon bei meinem ersten Besuch übte die Stadt eine ungewöhnliche Faszination auf mich aus. Flankiert von den beiden Festungen wirkt sie mit ihren ca. 300 Jahre alten Wohnhäusern sehr aristokratisch. Sie steckt voller Gegensätze und verbindet Vergangenheit und Gegenwart.
Planen Sie für unsere drei Empfehlungen - Neue und Alte Festung sowie Esplanade - mindestens dreieinhalb Stunden ein. Wenn Sie mit dem Auto in die Stadt kommen, parken Sie am besten am alten Hafen. Parkgebühr: 3,00 EU.
Überqueren Sie die Parkanlage, gehen Sie rechts an der Bank für Agrikultur vorbei, nach etwa 50 Metern sind Sie in der Solomou Straße, biegen Sie nach rechts ab, hier beginnt der Anstieg zur Festung. Sie müssen Eintritt bezahlen, werden aber vom schönsten Ausblick über die Altstadt von Korfu belohnt.
Mit dem Bau des Stadtbollwerks wurde 1576 von den Venezianern begonnen. 1645 war die Festung fertiggestellt. Sie soll ein dichtes Netz von unterirdischen Gängen besitzen und auch unterirdisch mit der „Alten Festung" verbunden sein. 1994 wurde die Festung renoviert und bietet seither Ausstellungen und einer Galerie Platz. In naher Zukunft soll auch ein Volkskundemuseum untergebracht werden. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie die Bilder auf sich wirken.
Anschließend steigen Sie wieder zur Solomoustraße ab. Dort biegen Sie in die Agias Sofias Straße. Schlendern Sie durch die älteste Einkaufsgasse der Stadt bis zur Voulgareos Hauptstraße, nun links abbiegen und Sie sind im Herzen der Altstadt. Geradeaus gelangen Sie direkt zur Esplanade (oder Spianada = italienisch). Eine kurze Erholungspause in einem der zahlreichen Cafes bietet sich an. Sie haben die Qual der Wahl.
Ursprünglich wurde die Esplanade als Exerzierplatz genutzt, heute dient sie als Park sowie als große Kricketwiese, die vor den Liston Cafes endet. Die Schönheit der Esplanade ist den Franzosen zu verdanken, welche von 1807 bis 1814 nicht nur für die Bepflanzung sorgten, sondern auch den „Liston" bauen ließen. Die Arkaden-Galerie mit den Cafes wurde vom Architekten der Rue Rivoli in Paris erbaut. Die Ähnlichkeit mit diesem berühmten Straßenzug an der Seine erklärt auch, warum Korfu-Stadt gelegentlich auch „Klein Paris" genannt wird.
Gegenüber beherrscht die imposante und mächtige Alte Festung das Bild des Platzes, mit dem sie durch eine 60m lange Eisenbrücke verbunden ist.
Am Eingang zur Alten Festung steht sein Denkmal, welches man ihm schon zu Lebzeiten widmete, und das hat seinen Grund: Er war Deutscher im Dienste Venedigs und sollte Korfu vor dem Zugriff der Türken retten. Die Venezianer schickten die strategische Koryphäe mit 5000 Mann nach Korfu, als die Lage ernst wurde. Im Juli 1716 landeten 65000 Türken auf der Insel. Schulenburg und die Stadtbewohner verschanzten sich in der Alten Festung und versuchten, die über Wochen dauernde Belagerung zu überstehen. Eines Tages ließ Schulenburg seine Männer auf die Türken los, und nicht nur die kämpften, sondern die ganze Stadtbevölkerung soll sich mit allen erdenklichen Waffen gewehrt haben. Die Türken wichen besiegt zurück und bereiteten einen neuen Angriff vor. Während dieser Zeit brach ein heftiger Sturm aus und machte den Türken schwer zu schaffen. Als den Belagerem schließlich in der Nacht noch der heilige St. Spiridon erschienen sein soll, verließen Sie Korfu in Panik (die Nachricht über die vernichtende Niederlage des türkischen Heeres bei Peter Wardein - Prinz Eugen - dürfte letztlich der wahre Grund für die überstürzte Flucht gewesen sein).
Das Schulenburg Denkmal wurde von dem italienischen Bildhauer Corradini geschaffen und am 12.9.1716 aufgestellt. Von den Korfioten wird er auch heute noch mit Respekt geehrt: Bei den jährlichen St. Spiridon Prozessionen hält man vor dem Denkmal und feuert Salutschüsse ab.
Die Alte Festung, so wie sie heute dasteht, hat venezianische Mauern, während die Befestigungen und die Gebäude unter der englischen Besatzungsmacht entstanden. Erkunden Sie das Gelände, genießen Sie vor allem die unterschiedlichen Aussichten, unten und oben auf der Spitze des Felsens. Zum Abschluss haben Sie sich eine Kaffeepause im festungseigenen Cafe verdient, selbstverständlich mit herrlicher Panoramaaussicht.
Text und Infos: www.corfu.de
Andreas Pech, korfuinfo@gmx.de
Datum: 30.09.2007
Keine Kommentare