“Gone to Gowings" das war seit 1868, also für 168 Jahre, ein geflügeltes Wort der Sydneysider. Die Firma wurde 1920 eine öffentliche Company, die 1929 das „Gowings Department Store“ baute. Eigentlich schon eine Sydneyer Ikone.
Gowings, der Store an der Ecke Market Street und George Street, gegründet von John Ellis Gowings, war schon 1868 bald der Inbegriff für Männerbekleidung. John Ellis Gowings hatte mit einem einfachen und einleuchtenden Konzept Erfolg. Der anfangs kleine Laden fand seine Marktlücke bei Freizeitbekleidung, Campingausrüstung und sonstigem Schnickschnack (nach Meinung der Company).
Und der besondere Verdienst von Gowings war von Anfang an, dass er die Handelsmarke „Made of Australia“ engagiert auf dem Markt vertrat. Der Gründer trat zum Beispiel als ein konsequenter Verfechter der Naturfaser für Kleidung auf. Das gefiel den Australiern sehr.
Und im Neubau 1920, den Preston Lancaster Gowings, ein Sohn des Gründers, als Kapitalanlage und Einzelhandelszentrum bauen ließ, blieb der Verkaufserfolg über viele Jahre erhalten.
Es gab dort vieles unter einem Dach. Kleidung, Bücher, moderne Surfausrüstung, die weichsten Baumwolle Pyjamas, alle möglichen Seifen, Socken, Campingausrüstungen, Geschenke aller Art und jedes Genre und vieles andere mehr. Von Haarschnitt über Schnurbartwichse bis zur ausgefallenen Männerhose. Gowings hatte es im Angebot.
„Wenn Du müde wirst beim Betrachten der Waren, wirf einen Blick auf all die, die um Dich herum einkaufen. Männer!!! Männer!! Männer!! Einer kräftiger und anziehender als der nächste. Es lohnt sich. Dieses Kaufhaus für Männer “ Das schrieb Evelyn Hannon vor Jahren in einer Tageszeitschrift
Das stabile Unternehmen hatte die Wirtschaftskrise von 1890 und die große Depression überstanden. Auch die geschäftsschädigenden Fahrplanänderungen der Railway, die das Sonntagsgeschäft erheblich beeinträchtigten, konnte man ausgleichen. Immer auf der Hut, immer den neuen Trend der Herrenmode folgend blieb Gowings über Jahre das, was der Volksmund über den Kaufhausgiganten sagte: „Keiner wird gebeten zu kaufen!“ Und ich kann dazu ergänzen: „Aber fast alle taten es!“ Zwei Weltkriege hatte Gowings überlebt, ohne einen Image Verlust.
Und Gowings expandierte. In vier verschiedenen Stadtteilen von Sydney wurden Niederlassungen eröffnet. Es war die Zeit, wo Gowings unter den „Flagschiffen“ der Einkaufszentren Sydneys eindeutig die Nummer 1 war. War diese Expansion ein Fehler? Der Anfang vom Ende?
Denn das Geschäft in den Außenstellen lief nicht, und brachte Verluste. Die vorher erstellten demographischen Prognosen verwirklichten sich nicht. Nunmehr ungünstige Mietverträge mit zum Teil 15 Jahren Laufzeit verhinderten das Schließen der Filialen. Und die Träume, Niederlassungen in Melbourne und Brisbane zu gründen, wurde aufgegeben.
Dazu kamen die verzweifelten, aber zunächst erfolgversprechenden Versuche, an der Börse die Verluste auszugleichen. Auch wahrscheinlich eine Fehlentscheidung.
Als 1989 der Urenkel der Gründers, John Gowings, die Leitung des Unternehmens übernahm wankte der Riese schon.
Die Billigprodukte aus China, ein nicht mehr ausgewogenes Angebot, zuviel Schnick Schnack, von Gummienten bis zu Fußmassagegeräten, ein Rückgang des Tourismus, die Discountverkäufe der Konkurrenz brachten Gowings in die roten Zahlen. Und der Umsatzrückgang in den Filialen tat sein Übriges.
Außerdem wirkte sich der; wie beim Börsengang; vorübergehend lohnende „Ausflug“ in den Schnick Schnack Verkauf negativ auf das Image des führenden Herrenausstatters aus. Mit der Folge, dass am Ende des Geschäftsjahres 2001 ein Verlust von 1,7 Millionen $ stand.
Aber bis dahin war noch ein kurzer, langer Weg im unaufhörlichen Niedergang. So kam es noch einmal in 90er Jahren zu dem bekannten vorübergehendes Hoch.
Doch im November 2005, nach drei Jahren ununterbrochener Verluste, übernahm ein Insolvenzverwalter die Geschäftleitung. Die Versuche, den ehemaligen Marktriesen zu verkaufen, blieben erfolglos. So schloss am 29. Januar 2006 um 7.23 p.m. das Kaufhaus Gowings in der George Street für immer die Pforten. 190 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz und 300 Gläubiger warteten auf die Rückzahlung von insgesamt 4,5 Millionen Dollar.
Es ist ein Glückumstand, dass man wenigstens nach langen Bemühungen „Supre“ als Pächter gefunden hat. So bleibt ein kleines Stück Sydneyer Nostalgie erhalten.
Über die Ursache der schleichenden Insolvenz des einstigen Giganten wird noch heute in allen mögliche Schattierungen analysiert, spekuliert und phantasiert.
Doch wie schrieb eine treue Kundin von Gowings 2006 traurig in einem Leserbrief an einer Sydneyer Zeitung? „Man kann tun was man will. Auch mit Geld. Aber den Fortschritt kann man leider nicht aufhalten.“
Good Bye Gowings!
Infos von downunder-dago.de
Dieter Tischendorf
Datum: 10.09.2007
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